Aus der Chronik des Langenzersdorfer Gesangvereins 1877
Im Jahr 1863 wurde nach Klosterneuburg (1858), Hollabrunn (1861) und Korneuburg (1862) auch in Langenzersdorf eine Chorvereinigung gegründet, die den Namen „Gesellschaft für Männergesang“ trug. Bereits 1864 bestritt dieser Chor ein Sängerkränzchen und drei Konzerte. Aus 1865 ist noch ein Konzert dokumentiert.
Nach einer wahrscheinlich durch den Krieg gegen die Preußen (1866) verursachten Unterbrechung fanden sich im Jahr 1876 wieder sangesfreudige Männer – angeführt von den Brüdern Michael und Johann Kellinger – zu einem Chor zusammen, der unter dem Namen „Langenzersdorfer Männergesangverein“ am 18. Dezember 1877 die behördliche Bewilligung erhielt und im gleichen Jahr im Sängerbund für Wien und Niederösterreich registriert wurde.
Bereits am 2. Februar 1878 fand die erste Liedertafel statt. Der erste Vorstand war Oberlehrer Franz Xaver Praun, der am 9. Juni 1878 den ersten Chormeister des Vereines, den Lehrer Johann Schauer als Chormeister ablöste. Die Vorstandsstelle übernahm ab diesem Zeitpunkt das Gründungsmitglied Michael Kellinger.
Chormeister Franz Xaver Praun gründete einen gemischten Chor, der schon bei der Liedertafel am 3. August des gleichen Jahres neben dem Männergesangverein öffentlich in Erscheinung trat.
Die Weihe der Vereinsfahne fand am 29. Juni 1880 um halb sechs Uhr früh in der Langenzersdorfer Pfarrkirche durch den katholischen Pfarrer Franz Fügerl im Beisein von Bürgermeister Franz Mayer und der Fahnenmutter Albertine Barwich statt. Vom Männergesangverein wurde die Messe von Franz Schubert vorgetragen.
Im Jahr 1882 wurde am 5. März ein Kostüm für den Fahnenjunker angeschafft. Am 4. April dieses Jahres erfolgte aus den Mitgliedern des Gesangvereines die Gründung eines Orchesters, das statutenmäßig durch ein Regulativ vom 16. März verankert wurde.
Von 1882 bis 1889 waren für den Verein schwierige Jahre, die teils durch die schlecht besuchten Proben und teils durch schlecht besuchte Aufführungen („Theilnahmslosigkeit der Bewohnerschaft“) verursacht wurden.
Am 11. Juni 1899 fand die feierliche Enthüllung der Elisabethsäule am Bisamberg statt, an der der „Langenzersdorfer Männergesangverein“ mitwirkte. Am 31. Mai 1900 wurde mit einem Festakt unter Beteiligung des Männergesangvereines die neu installierte Gasbeleuchtung zum ersten Mal entzündet.
Zu der am 6. Juli 1902 stattgefundenen Jubiläumsfeier aus Anlass des 25-jährigen Bestandes des Vereins waren 19 von 29 geladenen Gastvereinen gekommen. Bei dieser Gelegenheit erhielt der Verein vom Niederösterreichischen Sängerbund die Silberne Bundesmedaille überreicht.
Die Konzerte des „Langenzersdorfer Männergesangverein’s“ unter der Mitwirkung des Vereinsorchesters, des Damenchores und des gemischten Chores, seine Maskenbälle und Theateraufführungen waren Ereignisse im Ort.
Durch den Kriegsbeginn im Jahre 1914 wurde die Vereinstätigkeit stark eingeschränkt und im Jahre 1915 musste der Betrieb gänzlich eingestellt werden. Erst Mitte 1920 konnte der Chorbetrieb wieder aufgenommen werden. Unter dem Vorstand Franz Mahr, dem Musikmeister Josef Tasch (Großvater des derzeitigen Obmanns Walter Bussecker) und dem Chormeister Franz Heller begann der Verein seinen Wiederaufbau.
Neuen Schwung brachte im Jahre 1922 die Fusion mit dem 1905 gegründeten Musikverein, wodurch die Umbenennung zum „Langenzersdorfer Männergesang- und Musikverein“ erfolgte.
1927 feierte der Verein mit dem Höchststand von 110 aktiven Sängerinnen, Sängern und Musikern, sowie 120 unterstützenden Mitgliedern sein 50-jähriges Bestands-Jubiläum unter Teilnahme zahlreicher Gastvereine und einem über 1.000 Personen zählenden Publikum.
Im Juli 1928 wirkte der „Langenzersdorfer Männergesang- und Musikverein“ am 10. Deutschen Sängerbundfest in Wien mit.
Bedingt durch den zweiten Weltkrieg war die Vereinstätigkeit von 1939 bis 1948 wieder unterbrochen. In der Nachkriegszeit nach 1945 sind leider ein Großteil des Archivs, sowie Urkunden, Auszeichnungen und Fahnenbänder, beinahe das gesamte Notenmaterial, als auch die Standarte und unsere wertvolle Fahne, die in unserem damaligen Vereinsheim, der Langenzersdorfer Turnhalle aufbewahrt wurden, in Verlust geraten.
Im März 1948 nahm der Verein unter dem Vorstand (und späteren Bürgermeister von Langenzersdorf) Karl Kaubeck seine Tätigkeit als „Langenzersdorfer Gesang- undMusikverein“ wieder auf. Chormeister war Adolf Weinguni und als Musikmeister fungierte Karl Nowy, der nach Verhinderung des Herrn Weinguni noch im November des gleichen Jahres auch die Chormeisterstelle übernahm.
Das 75-jährige Bestandsjubiläum wurde am 6. und 7. September 1952 mit einem Festkonzert und der Aufführung der Krönungsmesse von W. A. Mozart begangen.
Im Jahr 1956 wurde Friedrich Niklas zum Vorstand gewählt.
Sonntag, der 26. Mai 1957 war vom Österreichischen Sängerbund zum ersten Mal als „Tag des Liedes“ ausgeschrieben worden und der Chor sang im Schulpark vor der Volks- und Hauptschule Volkslieder.
Das 80-jährige Bestandsjubiläum wurde am 22. Juni 1957 mit einem Festabend und am 23. Juni mit einer Festmesse in unserer Pfarrkirche gefeiert.
Im Jahr 1958 konnte wieder eine neue Fahne angeschafft werden, die von Herrn Pfarrer GR. Willibald Fischer am Sonntag, dem 29. Juni geweiht wurde. Fahnenpatin war die Sangesschwester Albine Strauch, das Prädikat „Fahnenmutter“ wurde der Sangesschwester Therese Audrieth zuerkannt.
Der Verein gestaltete musikalisch zahlreiche Konzerte und Festakte, wie z.B. die Markterhebungsfeier von Langenzersdorf am 23. April 1960 und nahm immer wieder mit großem Erfolg an verschiedenen Sängerfesten in den Bundesländern teil.
1970 wurde Franz Weber zum Chorleiter-Stellvertreter gewählt und hat dann 1979 den Chor als Chorleiter übernommen.
Nach der Blütezeit des Vereins um 1960 kam es ab 1968 durch „große Unlust“ zum Niedergang, der zwischen 1973 und 1975 zum absoluten Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte führte, wie der Festschrift zur 100-Jahr-Feier zu entnehmen ist.
Ab 1976 leitete Karl Nowy, der zum Ehrenchormeister ernannt wurde, als Vorstand die Geschicke des Vereins. Es gelang mit einem ambitionierten, verjüngten Team und der Anwerbung neuer Mitglieder, mit Einbeziehung des Kirchenchores, im Jahr 1977 die 100-Jahr-Feier des Vereins mit einem Festakt am 14. Mai und der Festmesse am 15. Mai würdig zu begehen. Der Konzertabend zu diesem Anlass fand dann am 5. November 1977 statt.
Im Jahr 1984 wurde Karl Gleicher als Obmann in die Vereinsleitung gewählt. Die Umbenennung des Vereins auf „Langenzersdorfer Gesangverein 1877“ wurde in der Jahreshauptversammlung am 31. Jänner 1985 beschlossen.
Franz Weber wurde 1994 zum Kreischorleiter für den Sängerkreis Kreuzenstein ernannt.
1998 erfolgte ein Wechsel in der Chorleitung und ein damit verbundener Austritt einiger Chormitglieder. Dem Obmann Karl Gleicher gelang es Birgit Mather für die Chorleitung zu gewinnen und mit neu geworbenen Sängerinnen und Sängern wurde der gemischte Chor ergänzt. Im Jahr 2000 konnte dann wieder das zur Tradition gewordene Sommer- und das Adventkonzert stattfinden.
Zum 125-jährigen Bestandsjubiläum im Jahr 2002 bot der Chor in der Pfarrkirche die Messe in G-Dur von Franz Schubert dar. Eine von der Gemeinde gespendete Linde sowie ein Gedenkstein gegenüber der Kirche erinnern an dieses Jubiläum.
Im gleichen Jahr wurde der Verein mit der turnusmäßigen Abhaltung (alle 3 Jahre) des 8. Sängerkreisfestes betraut, das am 28. September 2002 unter Mitwirkung von 11 Gastvereinen aus dem Sängerkreis im Festsaal der Gemeinde stattfand.
2003 wurde Obmann Walter Bussecker die Führung des Vereins übertragen, der in der Jahreshauptversammlung 2004 den langjährigen Obmann Karl Gleicher zum Ehrenobmann ernannte.
Ein besonderes Highlight unserer aktuellen Vereinsgeschichte war die Mitgestaltung des Vorprogrammes zur Papstmesse am 08. September 2007 am Wiener Stephansplatz.
Am 18. Mai 2008 wirkte unser Chor beim Festakt zum 900-Jahr-Jubiläum von Langenzersdorf mit, an dem auch Landeshauptmann Erwin Pröll teilnahm.
In der Jahreshauptversammlung 2009 erhielt Birgit Mather anlässlich der 10-jährigen Chorleitung die Chorleiternadel in Silber des Chorverbandes NÖ und Wien.
Am 25.11.2011 haben wir die Messe in Langenzersdorf mit Kardinal Christoph Schönborn mitgestaltet.
Nach dem Aufhören von Birgit Mather als Chorleiterin 2015, da hatte sie diese Aufgabe immerhin 17 Jahre inne, waren wechselnde Chorleiterinnen an unserer musikalischen Spitze.
Walter Bussecker legte 2018 seine Obmannschaft nieder und erstmals wurde eine Frau an die Spitze unseres Vereins gewählt. : Gabriele Ernst. Walter Bussecker steht mit Rat und Tat als Ehrenobmann seither zur Verfügung.
Schließlich brachte die Corona Pandemie ab März 2020 unser Chorleben zum Erliegen. Alles verboten, keine Proben oder Aufführungen.
Auch das folgenden Jahr waren mit ständigen Lockdowns und Verboten ziemlich schwierig zu meistern.
Doch ab 2022 gab es wieder ein Sommerkonzert und das beliebte Adventkonzert unter der Leitung von Marina Spielmann.